6.Mode kann …!



Während meiner Arbeit ist mir immer wieder bewusst geworden, dass es bei der zur Schaustellung, Vermarktung und Präsentation von Mode, anscheinend nicht um die Kleidung, das, was der Volksmund unter Mode verstehen würde geht, sondern es geht um das Medium Mode, also um die Darstellung von Kleidung und Kommunikation einer bestimmten Aussage.
Mode kann übertrieben sein. Das Wort „Modezirkus“ bekommt für mich an dieser Stelle eine ganz neue Bedeutung. Für Außenstehende, nicht mit der Materie bekannte Zuschauer, scheint der „Modezirkus“ viel Aufwand für wenig zu sein. Man selbst, als Kenner, Wissender, fühlt sich demjenigen überlegen, der nicht weiß, warum ein Designer seine Modenschau so inszeniert hat. Vielleicht ist man aber gar nicht viel schlauer, wissender, sondern nur sensibler für die Aufnahme dieser medialen Präsentation, weil sie der eigenen Ästhetik mehr entspricht. Vielleicht ertappt man sich oft selber gefangen in einer Welt in der es viel weniger um das eigentliche Kleidungsstück geht, als um das, was drumherum geschieht.
In Zeiten von Social-Media und der immer wichtigeren Selbstvermarktung über Plattformen wie Facebook, Tumblr oder Instagram fühlt man sich selbst oftmals gezwungen, Abstand zu nehmen von der Arbeit mit der Kleidung, und mehr darüber nachzudenken, wie sich das Ganze gut verkauft.
Vielleicht wäre es in Zukunft gut, sich noch mehr mit der Kleidung an sich auseinanderzusetzen.
Auch „United Colors of Benetton“ scheint mir rückblickend eine Organisation zu sein, welche gar nicht in erster Linie mit Mode in die Öffentlichkeit treten will. Zwar setzen sie sich für faire Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige Produktion ein, aber wie Oliviero Toscani, der Fotograf hinter den Benetton-Kampagnen einmal sagte, möchte er die öffentliche Meinung da kratzen, wo es sie juckt. Also geht es mehr darum eine Reaktion der Gesellschaft hervorzurufen.

Wandel ist ein großer Teil der Mode, er ist ihr inne. Vielleicht befinden wir uns auf einem Weg, auf dem Mode nicht mehr nur oberflächlich zu sein scheint. Keine elitäre Minorität, die sich über den ganzen anderen Stillosen sieht, sondern die genauso Teil der Gesellschaft ist und als dieser auch etwas bewirken möchte. Womöglich setzt Sozzani auch hier an, wenn sie aufzeigt, dass hinter einem schönen Schleier auch viel Leid stecken kann, Leid, dass in jeder Schicht, an jedem Ort dieser Welt auftauchen kann.

Mode kann den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Mode kann aber auch auf soziale Missstände aufmerksam machen. Häusliche Gewalt ist ein so präsentes Thema, gleichzeitig aber so unsichtbar, dass es nicht vergessen werden darf. Ganz im Gegenteil. Tatsache ist, dass Gewalt nicht schön ist, sich aber hinter einem schönen Gesicht verstecken kann. Franca Sozzani zeigte dies in der Fotostrecke und dafür muss man vor ihr den Hut ziehen. Ist es in der Mode nämlich oft üblich kontroverse Thematiken unter den Tisch zu kehren. Sie geht immer wieder große Risiken ein, schließlich ist es nicht unüblich, jemanden - auch nur wegen einer schlechten Ausgabe - zu feuern. Außerdem war dies der Auslöser für mich, diese Arbeit zu verfassen und damit hat sie es geschafft, dass sich wenigstens einer mehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Gegenüber der „Financial Times“ sagt Sozzani dies: „Here’s what I think: fashion isn’t really about clothes. It’s about life. Go into the street, and you see it: everyone can afford fashion on some level, everyone can talk about it. So what else can we say? We can’t always be writing about flowers and lace and aquamarine.”
Womöglich muss auch ich als Modedesign-Student erkennen, dass Mode viel mehr Medium ist als gedacht. Ja, in unserem Studium geht es darum, konzeptionelle Arbeiten in Kleidung zu verwandeln, aber wie sehr Kleidung im Zusammenhang mit Bild und Text sowie gesellschaftlichen Geschehnissen steht, war mir nicht klar. Bewusst über die Tatsache, dass Mode nicht gleich Kleidung ist, bin ich mir auch erst am Ende dieser Arbeit geworden. Mode ist Medium und erfüllt als dieses, die Aufgabe zu kommunizieren.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich über den Umfang der Arbeit erstaunt bin. Mich mit Modenschauen, einzelnen Designern und noch mehr Fotostrecken auseinanderzusetzen, war mein eigentlicher Plan, jedoch sorgte das Zusammenführen von Literatur, die es mir erleichtert hat, die Bilder zu verstehen und zu analysieren und meinen eigenen Gedanken dazu, dass meine Arbeit sehr schnell auf eine bereits umfangreiche heranwuchs.
Als Fazit ziehe ich die Erkenntnis, dass ich mir über die Bedeutung von allen Medien im Kontext von Mode viel bewusster geworden bin und in meiner weiteren Arbeit auch vorhabe, damit bewusster umzugehen. Weiterhin fände ich es interessant, mich intensiver mit dem Verhältnis der einzelnen medialen Formen, im Kontext von Kleidung und Mode, auseinanderzusetzen und dies auch schriftlich festzuhalten. Mode scheint mir, in Anbetracht meiner Erarbeitungen, nicht nur ständig im Wandel zu sein, sondern mit der Zeit auch eine immer größere Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.

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